Nagetiere als Haustier – Der große Artenüberblick
Trotz vieler Gemeinsamkeiten unterscheiden sich die verschiedenen Nagetiere doch deutlich voneinander. Beispiele hierfür sind ihre Lebensweise, aber auch ihre Anforderungen an ihre Haltung. Wir stellen Dir hier die am häufigsten gehaltenen Nager kurz vor.
Nagetiere als Haustier – Kaninchen
Früher wurden Kaninchen zu den Nagetieren gezählt. Auch wenn viele Menschen das immer noch glauben: Kaninchen gehören nicht den Nagetieren an, sondern zur Familie der Hasen. Sie weisen aber in ihrem Verhalten und ihrer Haltung sehr viele Parallelen zu Nagern auf, weshalb wir sie trotzdem auf dieser Webseite aufgenommen haben.
Kaninchen werden 20- 45 cm groß und 1-3 kg schwer. Sie werden im Normalfall maximal 10 Jahre alt, sind tagaktiv und treten in unzähligen Farbvarianten auf (weiß, schwarz, braun, grau, etc.).
Kaninchen sind sehr soziale Tiere: In der Natur leben die Fluchttiere in Kolonien. Sie brauchen Artgenossen. Daher dürfen sie auf keinen Fall alleine gehalten werden. In freier Wildbahn warnen sie sich gegenseitig durch Klopfen mit den Hinterbeinen auf den Boden vor Fressfeinden, pflegen gegenseitig ihr Fell und halten gemeinsame Tunnelsysteme in Stand. Sie leben vorwiegend in Höhlen, brauchen im Käfig also unbedingt viele Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten. Außerdem muss ihnen die Möglichkeit zum Buddeln zur Verfügung stehen.
Kaninchen markieren ihr Revier mit ihrer Duftdrüse. Sie können dank ihrer langen Ohren extrem gut hören und sind daher extrem geräuschempfindlich.
Kaninchen sind sehr bewegungsfreudig. Hält man eine Gruppe Kaninchen zusammen, entwickelt sich eine Gruppenhierarchie, in der jedes Kaninchen eine andere Rolle hat. Gegenseitiges Rammeln dient dazu, die Rangordnung zu klären.
Kaninchen nagen alles an. Ihre Verdauung ist auf stetige Nahrungszufuhr angewiesen. Es muss zu jeder Tages- und Nachtzeit Futter bereitstehen. Ihr Hauptnahrungsmittel in der Haustierhaltung ist Heu (und frisches Gras, falls verfügbar).
Kaninchen haben einen eigenen Charakter und lassen sich, anders als Hund und Katze, schwer erziehen, können aber recht zahm werden.
Ein artgerechter Kaninchenkäfig hat mindestens 1 m² Grundfläche pro Tier, besser mehr. Der Gitterabstand eines Kaninchenstalls darf nicht größer als 2–3 cm sein.
Zusätzlich zu ihrem Kleintierkäfig benötigen Kaninchen regelmäßigen Auslauf in einem Freigehege. Kaninchen können in der Wohnung oder auch ganzjährig draußen im Garten oder auf dem Balkon gehalten werden, wenn sie langsam an die Außentemperaturen gewöhnt werden.
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Nagetiere als Haustier – Meerschweinchen
Es gibt sehr viele verschiedene Meerschweinchenarten. Als Haustier wird bei uns hauptsächlich das Hausmeerschweinchen gehalten. In Südamerika dienen Meerschweinchen oft als Fleischlieferanten. Bei uns werden die kleinen tagaktiven Nagetiere zum Glück ausschließlich als Heimtiere gehalten. Sie zeichnen sich durch einen kleinen, kompakten Körper mit dickem Fell aus. Die Haarlänge des Fells sowie seine Färbung kann stark variieren. Sie wiegen etwa 700 g bis 1,2 kg. Hausmeerschweinchen werden bis zu 35 cm groß und haben eine Lebenserwartung von etwa 6-8 Jahren.
Meerschweinchen sind bodenbewohnende Rudeltiere und lieben Gesellschaft. Sie leben am liebsten in Gruppen von fünf bis zehn Tieren. Die kleinen Pflanzenfresser ernähren sich als Haustier hauptsächlich von Gräsern, Heu und Gemüse. Untereinander verständigen sich Meerschweinchen mit unterschiedlichen Quiek- und Pfeiflauten. Meerschweinchen sind keine guten Kletterer. Sie sind Fluchttiere und müssen sich unbedingt jederzeit an einen geschützten Ort zurückziehen können, da sie sonst extrem unter Angst und Stress leiden.
Die Verdauung der Meerschweinchen ist auf stetige Nahrungszufuhr angewiesen. Es muss zu jeder Tages- und Nachtzeit Futter bereitstehen. Ihr Hauptnahrungsmittel in der Haustierhaltung ist Heu (und frisches Gras, falls verfügbar).
Ein artgerechter Meerschweinchenkäfig hat mindestens 0,5 m² Grundfläche pro Tier, besser mehr. Der Gitterabstand eines Meerschweinchenstalls darf nicht größer als 2 cm sein.
Zusätzlich zu ihrem Kleintierkäfig benötigen Meerschweinchen regelmäßigen Auslauf in einem Freigehege. Sie können in der Wohnung oder auch ganzjährig draußen im Garten oder auf dem Balkon gehalten werden, wenn sie langsam an die Außentemperaturen gewöhnt werden.
Meerschweinchen können sehr zutraulich werden und lassen sich dann auch streicheln. Meerschweinchen sind aber keine Kuscheltiere!
Unsere Buchtipps zu Meerschweinchen:
Nagetiere als Haustier – Chinchillas
Chinchillas sind vor allem wegen ihres kuscheligen, seidenweichen Fells beliebte Haustiere. Das Fell lassen sie bei Gefahr auch mal ausfallen, damit Ihr Angreifer nur noch einen Büschel ihrer Haare hat und die kleinen Nager entkommen können. Sie werden bis zu 38 cm groß und bis 800 g schwer. Charakteristisch ist ihr buschiger Schwanz, ihre süßen Knopfaugen und ihre großen Ohren. Sie werden 10-20 Jahre alt. In der Natur leben sie in gebirgigen Regionen Südamerikas und verstecken sich tagsüber in Felsspalten, um zu dösen. Aktiv werden sie erst in der Dämmerung und bei Nacht. Sie brauchen also als Haustier tagsüber ihre Ruhe. Auch wenn sie sehr kuschelig aussehen und auch relativ zahm werden können, werden sie nicht sehr gerne festgehalten und auf den Arm genommen.
Es gibt mittlerweile viele gezielt gezüchtete Farbgebungen, von schwarz über beige bis hin zu weiß. Ihr Bauch ist aber immer hell. In freier Wildbahn leben sie in großen Gruppen (bis 100 Chinchillas) zusammen. Der Chinchilla muss mindestens zu zweit, am besten zu dritt oder zu viert gehalten werden.
Zur Haltung von Chinchillas eignet sich am besten eine große Voliere mit mehreren Etagen. Diese sollte mindestens eine Grundfläche von 0,5 m² pro Tier bei einer Mindesthöhe von 1,5 m haben. Der Gitterabstand der Voliere darf nicht größer als 1,5 – 2 cm sein.
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Nagetiere als Haustier – Hamster
Hamster sind eng mit Mäusen verwandt. Es gibt etwa 20 Hamsterarten. Als Haustiere werden vor allem Goldhamster, Chinesische Streifenhamster, Dsungarische Zwerghamster, Teddyhamster, Roborowski Zwerghamster und einige mehr gehalten. Die kleinen Nager haben einen charakteristischen kurzen Schwanz und spezielle Backentaschen. In diese Taschen packen sie Essen, das sie gerade nicht verspeisen wollen oder können, um es als Futterreserve irgendwo zu verstecken. Die Backentaschen können doppelt bis dreifach so groß wie der Kopf des kleinen Hamsters werden!
Die kleinen nachtaktiven Nager werden ca. 8-15 cm (Zwerg- / Mittelhamster) bzw. bis 34 cm (Feldhamster) groß und 100-900 g schwer.
Ihre Lebenserwartung liegt bei etwa 2-3 Jahren. Hamster graben und buddeln gerne. In der freien Natur legen sie verzweigte unterirdische Höhlen an. Die meisten Hamsterarten sind Einzelgänger und lassen sich nicht gerne streicheln. Hamster sollten daher auch einzeln gehalten werden. Die Gruppenhaltung gelingt nur sehr selten. Der Hamsterkäfig muss mindestens eine Grundfläche von 0,5m² pro Tier haben und die Gitterabstände dürfen nicht größer als 0,8 – 1 cm sein.
Nagetiere als Haustier – Mäuse
Es gibt viele verschiedene Arten von Mäusen. Als Haustier werden z. B. Farbmäuse, Springmäuse und Wüstenrennmäuse (Gerbils, siehe unten) gehalten. Farbmäuse sind die domestizierte Form der freilebenden Hausmaus. Charakteristisch für die Farbmaus sind ihr langer, wenig behaarter Schwanz (bis zu 10 cm lang) und ihre großen Ohren. Die kleinen Nager haben eine Körperlänge von 8-11 cm bei 25-50 g Körpergewicht und sind überwiegend nachtaktiv. Ihre Lebenserwartung in menschlicher Obhut liegt bei 2-4 Jahren.
In der freien Wildbahn leben sie in Großfamilien. Jede Großfamilie hat ein eigenes Revier, das mit Duftmarken markiert wird. Dort leben sie in Felsspalten oder Wänden und graben kleine Höhlen mit Tunneln, Kammern, Nestern und mehreren Ausgängen.
Die süßen Nager fressen alles, was ihnen vor die Nase kommt (Allesfresser). Farbmäuse werden bei guter Behandlung zutraulich, lassen sich jedoch nicht gern festhalten.
Ein artgerechter Mäusekäfig muss mindestens 80 x 50 x 40 cm groß sein für 2 bis 4 Nager oder 120 x 60 x 80 cm für eine Mäusegruppe mit bis zu 10 Tieren (Maße sind in Breite x Länge x Höhe angegeben). Der Gitterabstand sollte nicht größer als 0,8 cm sein.
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Nagetiere als Haustier – Rennmäuse (Gerbils)
Wüstenrennmäuse (auch Mongolische Wüstenrennmäuse, Rennmäuse oder Gerbils genannt) werden etwa 10-12 cm groß mit einem ebenso langen, dicht behaarten Schwanz. Bei einem Körpergewicht von 80-120 g liegt ihre Lebenserwartung bei 3-4 Jahren. Es gibt sie mit schwarzem, braunem und grauem Fell. In freier Wildbahn leben die kleinen Nager in Kolonien, die aus mehreren Familien bestehen. Sie bewohnen Steppen und Graslandschaften. Dort halten sie sich hauptsächlich im Gras auf und legen unterirdische Bauten an. Diese bestehen aus mehreren Höhlen, die durch Gänge miteinander verbunden sind.
Die kleinen Nager sind reine Pflanzenfresser und ernähren sich von Getreide, Sämereien, Wurzeln, Blättern und Kräutern. Rennmäuse werden bei guter Pflege zutraulich, lassen sich aber nicht gern hochnehmen oder halten. Die kleinen Nager sind sowohl tag- als auch nachtaktiv.
Ihr Käfig muss mindestens 0,4m² Grundfläche (für 2 Tiere) haben, bei einer Mindesthöhe von 40 cm. Hier eignen sich am besten Terrarien oder umfunktionierte Aquarien mit hoher Einstreuschicht, um dem hohen Buddeldrang der Rennmäuse gerecht zu werden. Der Gitterabstand im Deckel sollte nicht größer als 1 cm sein.
Nagetiere als Haustier – Ratten
Es gibt viele verschiedene Arten von Ratten. Als Haustier werden z. B. Farbratten, Rexratten und Dumboratten gehalten. Farbratten gibt es in allen möglichen Zeichnungen und Farbvarianten (grau, weiß, schwarz, multifarben). Sie werden 10-28 cm groß bei einem Gewicht von 100-450 g.
Ihre Lebenserwartung liegt bei 1-3 Jahren. Ratten sind Rudeltiere und leben in der Natur in größeren Gemeinschaften (Clans) von mindestens 20 Ratten.
Ratten werden bei guter Behandlung oft sehr zutraulich und kuscheln gerne. Die sehr intelligenten Tiere erkunden neugierig ihre Umgebung und brauchen viel Beschäftigung. Die kleinen Allesfresser sind außerdem sehr gute Kletterer und vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Der Käfig für Ratten muss mindestens 0,6 m² Grundfläche haben, bei einer Mindesthöhe von 80 cm (mindestens 2, bis maximal 4 Tiere). Der Käfig muss mit verschiedenen Etagen und Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet sein. Die Gitterabstände dürfen nicht größer als 1–1,2 cm sein.
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Nagetiere als Haustier – Degus
Degus kommen ursprünglich aus Chile und bewohnen dort halbtrockendes Strauchland. Sie werden etwa 11 bis 16 cm groß (etwa 30 cm mit Schwanz) und etwa 200 bis 280g schwer. Das Fell der Degus ist oben gelblich-braun, die Unterseite und die Füßchen sind weißlich. Als Haustier werden sie bis zu 8 Jahre alt. Die bewegungsfreudigen Pflanzenfresser bauen in ihrem natürlichen Lebensraum verzweigte Gangsysteme in Höhlen. Außerdem bauen sie Hügel, um von dort aus ihr Revier zu überwachen. Diese Verhaltensweisen möchten die kleinen Nagetiere natürlich auch in ihrem Käfig ausleben.
Deshalb sollte der Degukäfig mindestens 100 x 50 x 100 cm (Breite x Tiefe x Höhe) groß sein für 2-3 Degus. Außerdem sollte er den Degus die Möglichkeit geben zu buddeln. Der Gitterabstand sollte 1,2 cm nicht überschreiten.
Die süßen Nagetiere sind überwiegend tagaktiv und können sehr zutraulich werden. In der freien Wildbahn leben die Rudeltiere in größeren Gruppen zusammen. Daher dürfen Degus auf keinen Fall alleine gehalten werden.
Nachdem Du Dir jetzt einen Überblick über die verschiedenen Kleintiere gemacht hast, hilft Dir unser nächster Beitrag bei der Entscheidung welches der vorgestellten Tiere Dein neues Haustier werden soll: Haustierwahl – Welcher Nager passt zu mir?